„Karate Kid“ - Deeskalations- und Sicherheitstraining für MitarbeiterInnen der Notfallpraxis Ludwigsburg

Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Notfallpraxis Ludwigsburg (kurz NFP) fand eine Fortbildung der besonderen Art statt. Wie sich verhalten, wenn Patienten aggressives Verhalten zeigen? Wie reagieren auf laute Beschimpfungen oder sich oder einen Kollegen schützen vor körperlichen Attacken? Antworten, Hintergrundwissen und praktische Handlungsempfehlungen gab es für das medizinische Fachpersonal von Ende Oktober bis Mitte November in dem auf drei Nachmittage konzipierten Kurs „Karate Kid - Deeskalations- und Sicherheitstraining für MitarbeiterInnen der Notfallpraxis Ludwigsburg“.

 

Höflichkeit, Geduld und Wohlverhalten sind Tugenden, die gewiss für die Mehrheit aller männlichen und weiblichen Patienten beim Aufsuchen einer medizinischen Notfallpraxis außer Frage stehen. Schilderungen der Teilnehmer/innen dokumentieren hingegen, dass es auch ganz anders zugehen kann und scheint damit das medial gezeichnete Bild über zunehmende Gewalt gegen Rettungskräfte subjektiv zu bestätigen. Plötzlich wird es im Raum unangenehm laut, erhält der Notfallsuchende beispielsweise nicht die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, die er am Tage bei seinem Hausarzt hätte einholen können oder nicht das Medikament nach Wunsch, sondern nach Nutzen aus ärztlicher Beurteilung. Wie unterschiedlich die Gründe für negative Verhaltensveränderungen, Beschimpfungen, Beleidigungen, Bedrohungen oder gar körperliche Übergriffe auch sein mögen, sie hinterlassen nahezu immer ein verstörtes oder traumatisiertes und somit psychisch belastetes Personal.

 

Wie also auf derartiges aggressives Verhalten reagieren und trotzdem noch seinen verpflichtenden Aufgaben nachkommen? Umfragen belegen, medizinische Einsatzkräfte wünschen sich u.a. eine verbesserte Aus- und Fortbildung mit praxisorientierten Rollenspielen. Und warum das Motto „Karate Kid“? Der Initiator des Kurses hatte selbst viele Jahre Judo in Ludwigsburg trainiert und es dabei bis zum ersten Kyu-Grad (brauner Gürtel) gebracht. Eine Annahme ist, dass ihn der Filmtitel aus den 80er Jahren inspiriert haben könnte. Doch lässt sich aus dem Dialog im Film zwischen dem Lehrer und Schüler auch durchaus etwas in die Praxis umsetzen. Mr. Miyagi wird von seinem Schüler Daniel LaRusso gefragt: „Was ist die beste Verteidigung gegen einen Angriff?“ Dieser antwortet: „Du sein nicht da.“ Wie lässt sich das in einen Praxisalltag umsetzen? Was wir jedoch auch schon ahnen: Alte Liebe rostet nicht! Die Kontaktaufnahme zu seinen alten Sportkameraden war Dr. Eike P. offensichtlich ein Anliegen.

 

Mit freundlicher Unterstützung des MTV Ludwigsburg konnte der Kurs in deren vereinseigenen Seminarraum und nahegelegenen Dojo durchgeführt werden. Herzlichen Dank an dieser Stelle, vor allem an das freundliche Team der Geschäftsstelle! Die Teilnehmer profitierten durch die Nähe. Sie konnten so direkt im Anschluss ihren Nachtdienst aufnehmen.

 

Das Fazit? Die durchweg positiven Rückmeldungen nach dem Kurs scheinen zu belegen, dass sich die TeilnehmerInnen sprichwörtlich „abgeholt“ fühlten und die aufgezeigten Handlungsstrategien als realistische Möglichkeit einer Problembewältigung und nicht als One-Fits-All Konzept angesehen werden. Natürlich muss das Gelernte jetzt erst noch verinnerlicht werden, um das eigene Repertoire zu verbessern, denn Konflikte werden sich künftig auch in der Notfallpraxis nicht verhindern lassen.

 

 

Matthias Hubl